Kirche

Die Kirche, ein verputzter Feldsteinbau mit eingezogener Halbkreisapsis, erbaut im 14. Jahrhundert, gelegen auf einer Anhöhe, die nördlich zum Bach abfällt. Die Denkmalspflegeberichte 1904 und 1907 geben an, dass im 17. Jhd. im Süden eine Vorhalle aus Backstein, im Norden eine neuzeitliche Sakristei angebaut wurde. Unter der Apsis befand sich eine Gruft. Weitere Umgestaltungen der Kirche fanden 1654 und 1705 statt. 1850 wurde das Dach der Kirche erneuert und der Friedhof erhielt seine jetzige Größe, dieser ist von einer Mauer umschlossen. Den Friedhof betritt man durch ein großes Tor im Glockenturm, erbaut aus Feldsteinen mit Fachwerk und Satteldach. Die auf dem Turm befindliche Wetterfahne in Form eines Drachen trägt die Jahreszahl 1781. 1907 wurde das Innere der Kirche zum größten Teil erneuert.

Friedersdorf wurde 1594 selbstständiges Pfarrdorf, vorher war es eine Tochterkirche von Benau. Im Jahr 1594 lag die Ehefrau des Hans von Gablenz auf Friedersdorf schwer krank darnieder. Sie wünschte den Prediger, der von Benau geholt werden musste. Bevor er kam, starb sie. Das machte auf den Ehemann einen so tiefen Eindruck, dass er den Wunsch hegte, einen prediger am Ort selbst zu haben. Hans von Gablenz beantragte das Patronatsrecht. Der erste Geistliche war der ehemalige von Benau, Jeremias Günter, der 1595 in Friedersdorf Prediger wurde.

Ferdinand Mettke schrieb 1931 in seiner Ortskunde zu Hans von Gablenz:

"Hans von Gablenz hat viel für die Kirche getan, 1599 stiftete er den Kirchenaltar, der noch nach 333 Jahren, unsere Kirche ziert. Das Andenken an den Stifter ist gewahrt geblieben. In der Vorhalle der Kirche ist er lebensgroß, in voller Ritterrüstung in Sandstein gemeißelt, dargestellt. Folgende Umschrift ist ihm gewidmet: "Anno 1614 den 17. Dezember morgens zwichen 3 und 4 Uhr ist der edle, gestrenge und ehrenhafte Hans von Gablenz hier auf Friedersdorf in Gott selig entschlafen. Sein Alter war 40 Jahre. Gott verleihe ihm selige Ruhe und fröhliche Auferstehung zum ewigen Leben." In den vier Ecken des Sandsteinbildes ist das kunstvoll gearbeitete Wappen der Familie von Gablenz dargestellt." 

Bis 1931 haben 24 Geistliche hier amtiert. Patron war die Gutsherrschaft.

Am 27. Oktober 1925 wurde das 25-jährige Amtsjubiläum des Ortspfarrers Baum in der Kirche gefeiert. Kantor Mettke, als Mitglied des Kirchenrates, hielt eine Ansprache und überbrachte dem Jubilar die Glückwünsche der Kirchengemeinde. Der Kinderchor begleitete die Feier mit Gesang. 

1935 wurde Wilhelm Jeschke als Pfarrer genannt. Er war von 1918 – 1945 Pfarrer in Witzen und wurde 15 Jahre lang von Paul Donath mit dem Kutscherwagen von Witzen nach Friedersdorf gefahren. Die Kirchenbücher befanden sich seit 1684 im Pfarrhaus zu Witzen. Leider ist nicht bekannt, wo diese Kirchenbücher verblieben sind. 

Beschreibung der Kirche - aus Kunstdenkmäler des Kreises Sorau erschienen im Deutschen Kunstverlag, Berlin 1939 

Schrifttum Bergau 361 - Denkmalpflegeberichte 1904 und 1907 

Äußeres: Auf der Nordseite drei schmale spitzbogige Fenster, nachträglich nach unten erweitert. Über den beiden östlichen rechteckige Querschlitze als Lichtzuführung für die obere Empore. Die Fenster der Südseite rundbogig erweitert. Ebenso die Apsis, die nur in der Mitte das schmale Spitzbogenfenster bewahrt hat. Süd- und Westpforte spitzbogig und abgetreppt; die erstere mit einem Deckbogen aus Formsteinen mit eingetieften Rosetten, die letztere von drei Spitzbogenblenden umstellt. 

Inneres: Flache Bretterdecke in Schiff und Apsis, in der letzteren Zwickelreste von Gewölben. Die Wände weiß getüncht. Der weite Triumphbogen ist spitz. In der südlichen Vorhalle Kreuzgratgewölbe, das den Ziegelrahmen der Pforte überschneidet. 

Dach: Kehlbalkendach mit doppelt stehendem Stuhl, sechzehn Gespärre, davon sechs als Binder. Außerdem ein Überzug mit Hängewerk. 

Einbauten

Altar: Tisch aus Ziegeln gemauert, östlich mit tiefer stichbogiger Nische. Holzaufsatz von 1599 in Form eines Flügelaltars mit Mittelnische, die eine plastische Kreuzigungsgruppe mit Maria, Johannes und Maria Magdalena vor gepunztem Goldgrund enthält. Die Flügel an drehbaren Säulen mit gemalten Darstellungen der Verkündigung und auf den Außenseiten das "Ecce homo" mit knieendem Geißelknecht. Über den Säulen Figuren des Petrus und Paulus vor Nischen. Im Giebelaufsatz auferstehender Christus, Taube und Pelikan. Zahlreiche lateinische und deutsche Inschriften am Sockel, die die Stiftung durch Hans v. Gablenz betreffen (1907 von Kutschmann rücksichtsvoll wiederhergestellt). Hinter dem Altar an der Apsiswand gemaltes Beschlagwerk mit reichem Fruchtgehänge, erneuert. -

Hölzerne Taufe: 100 cm hoch, auf achteckigem Fuß. Kuppe mit geschuppten Rippen, Diamantbossen und Blattvoluten. An den acht Seiten gemalte Bibelsprüche. Kuppe der alten Steintaufe auf dem Friedhof, 78 cm Durchmesser. 

Kanzel: Kleiner ständergetragener Korb aus vier Seiten des Achtecks, Nischen mit Flachreliefs: Johannes d. T., Abraham, Moses und M. Luther, dazwischen Diamantbossen. An den Ecken henkelartige Pilaster. Schalldeckel sechsseitig, seine Unterseite mit reich geschnitztem Wappen (v. Gablenz), Lorbeerkranz und der Jahreszahl 1670. Über der Tür zur Kanzeltreppe die Jahreszahl 1667. Am Rand des Schalldeckes Inschrift mit der Jahreszahl 1697 und den Namen Hans Siegemund v. Metzrad auf Moholtz, Dorothea Eleonora v. Metzraden geb. Gersdorffin als Stifter der Malerei. 

Gestühl im Langhaus und Chor zum Teil mit Türen und gemaltem Rankenwerk, an einer Tür die Jahreszahl 1783, Stuhl von 1719. 

Orgel: das Gehäuse mit durchbrochenem Akanthusblattwerk, Stiftung "domini Johannis Christophori de Gersdorff" und "Georgii Stubenrauchii pastoris", 1722. 

Schlichte Emporen an drei Seiten, nördlich in zwei Geschossen. In verschiedenen Bauzeiten errichtet, zuert die West- und Südempore. An den beiden östlichen Feldern der unteren nördlichen Brüstung das v. Gersdorffsche und v. Stoschsche Wappen in gemaltem Blattwerk. 

Türflügel im Westen barock. - Bemalung aller Einbauten hübsch erneuert. 

Die gesamte Beschreibung der Kirche und auch der Ausstattung ist in der pdf-Datei Beschreibung Friedersdorf und der Kirche zu finden. 

                                                       -.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.

Die Kirche wurde im Februar 1945 zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte in den siebziger Jahren durch die Polen. 1976 wurde sie mit einem roten Ziegeldach neu eingedeckt. Es folgten Arbeiten an der Sakristei und der Innenausbau. Die gelbe Backsteingruft des Gutsbesitzers steht noch und wird heute von der Kirche für den Konfirmandenunterricht genutzt. Ein Gedenkstein an die früheren Bewohner des Ortes wurde in Absprache mit den ehemaligen Friedersdorfern und den jetzigen Bewohnern errichtet und 2004 eingeweiht.

 

Die Bilder vom Sandsteinbildnis, das Hans von Gablenz darstellt, hat Herr Krzysztof Ostrowski aus Biedrzychowice Dolne im März 2023 fotografiert und freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Sehr gut sind die vier Wappen der Familie Gablenz zu erkennen.  

In dem "Handbuch des Preußischen Adels.2", Datei s. unter Ort Friedersdorf, wird das Wappen derer von Gablenz wie folgt beschrieben: In Silber ein rother Balken vor zwei nebeneinander aufgerichteten dreizinkigen schwarzen Gabeln an goldenen Stielen, auf dem roth-silbern bewulsteten Helme mit gleichen Decken zwei aufwärts geschrägte Gabeln, wie im Schilde."

Mai 2023

Im Mai 2023 erhielt ich von ihm weitere Bilder vom 11. Mai 1926. Sie zeigen den Turmeingang, geschmückt mit Girlanden, das Kircheninnere mit Blick zum Altar und die Orgel der Friedersdorfer Kirche. Sehr gut erkennbar ist das durchbrochene Akanthusblattwerk an der Orgel, wie unter Einbauten der Kirche oben beschrieben. Ein weiteres Foto zeigt das Pfarrhaus. Diese Aufnahmen befinden sich im Museum  "Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V., Archiv", Breite Straße 30-36, 10178 Berlin und sind unter berlin.museum-digital.de zu sehen. Es sind Aufnahmen eines unbekannten Fotografen und gehören zu einer Serie von Fotografien des evangelischen Kirchenkreises Sorau, die während der Generalkirchenvisitation im Mai 1926 aufgenommen wurden. Sie wurden 1991 von Ulrich Hentschel, Berlin, dem Museum geschenkt. 

November 2023

Aktuell erhielt ich von Herrn Krzysztof Ostrowski Fotos von den Glocken und eingeritzten Initialen im Gebälk im Glockenturm, siehe hierzu auch die Unterseite Glockenturm. 

Ferner Fotos, die vor dem Wiederaufbau der zerstörten Kirche 1975 von der Kirche außen und im Innenraum gemacht wurden. Hier ist deutlich die Zerstörung des Daches erkennbar. 

Diese Fotos machen doch sehr deutlich welche Energie und Arbeit in den beachtenswerten Wiederaufbau der so sehr zerstörten Kirche gesteckt wurde. 

 

 

 

Dateien