Bahnhof

Nach dem Kriege 1870/71 wurde die Eisenbahnlinie Gassen-Sagan gebaut, an der Friedersdorf liegt. Die Strecke Sorau-Gassen wurde 1848 fertiggestellt und war im weiten Umkreise die erste Eisenbahn, sie war ein Teil der Verbindung Berlin-Breslau.

Erst 1893 bekam Friedersdorf die Haltestelle. In der Entwicklung des Ortes ein Wendepunkt. Mussten doch bis dahin die verkäuflichen Waren zu Fuß nach Sorau gebracht werden. Auch durch Friedersdorf kamen Wanderer und Reisende zu Fuß und Pferd, denn der Reiseweg von Schlesien über Crossen in Richtung Norden ging durch Friedersdorf. Die Verbindung des Ortes mit der weiteren Umgebung wurde durch die Eisenbahn besser.

Aus einem Bericht von Gerhard Lehmann, Erinnerungen an den Friedersdorfer Bahnhof aus seiner Kinderzeit, Sorauer Heimatblatt 01 1976:

"Friedersdorf war Bahnstation. Amtlich war das, was wir mit großer Selbstverständlichkeit "Bahnhof" nannten, eine Haltestelle. Wir Kinder gingen gern zu unserem Bahnhof. Der Weg dorthin erforderte 20 Minuten Fußweg von meinem Elternhaus (Haus 2a) und führte über die Felder des Gutes und an der Windmühle vorbei. Oft durften wir Besuch von der Bahn abholen. Für das Gepäck hatten wir dann einen Handwagen mit. Hier kamen Stückgut-Sendungen an, hierher brachten wir Körbe mit Obst, das wir unseren Verwandten in der Stadt sandten. In der Blaubeerzeit haben Händler aus unserem Dorf in guten Jahren in der Saison während einiger Wochen Hunderte Zentner nach Berlin verladen. .... 

Damals vermittelte uns unser "Bahnhof" den Duft der großen weiten Welt. Mein älterer Bruder hatte noch den Balkanzug gesehen, der vor dem Ersten Weltkrieg von Berlin über Breslau und Wien nach Konstantinopel fuhr und in dem unsere barfüßigen Dorfjungen den hochbemützten Koch im Speisewagen entdecken konnten. Immer wieder boten auch die fast pausenlos verkehrenden Güterzüge viel Hochinteressantes. Wir studierten die Namen auf den Möbelwagen der Speditionsfirmen, entdeckten auf offenen Güterwagen absonderliche Ladungen von Maschinen und allem möglichen Material und zählten auch gelegentlich die Wagen an besonders langen Kohlenzügen, die ihre Fracht von Oberschlesien nach Berlin brachten. 

Es verkehrten täglich weit über 200 Züge. Im Ersten Weltkrieg sahen wir dann auch Züge mit Soldaten und Kanonen und am Ende des Krieges die vielen heimkehrenden Überlebenden. Später in den 20er Jahren war es dann der "Fliegende Schlesier", ein Schnellbetriebwagen mit 165 Stundenkilometern Geschwindigkeit, der allgemeine Aufmerksamkeit fand." 

zur Station Friedersdorf aus dem Handelsbericht im Amtsblatt: 

1897/98  wurden 1995 Fahrkarten ausgegeben mit einer Einnahme von 538 Mk. 

1901       wurden dagegen 6568 Fahrkarten und 

1903       wurden bereits 7439 Fahrkarten ausgegeben      (Quelle H.G. Rudolph, S. 60) 

 

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