Wassermühlen

Unterhalb des Guts am Bach befand sich die Mittelmühle, eine Getreidemühle, am westlichen Dorfende eine Sägemühle, die Niedermühle. Die Mittel- und die Niedermühle wurden mit Wasserkraft betrieben. Das Wasser wurde mit einem Wehr aufgestaut. Außerdem stand eine Bock-Windmühle in Richtung Bahnhof. Am Weg von Benau kommend lag auf der rechten Seite ein Gehöft, das als „Branntweinmühle“ bekannt war. Es soll ebenfalls eine Wassermühle gewesen sein. Alle Mühlen sind nicht mehr vorhanden. 

Mittelmühle

Aus der geschichtlichen Zusammenfassung von Hans-Georg Rudolph, hier einem Bericht von Alfred Neumann erfahren wir: 

"Die Mittelmühle war eine kleine Mahlmühle mit etwa 2 Mahlgängen, gelegen an der Baache unterhalb dem Jaenicke-Rößler`schem Gutshof. Vom Pfitzmann-Bäcker, wo die Hauptstraße einen Knick machte, führte ein schmaler Weg hinunter in den engen Hof, in welchem man mit dem Gespann kaum umdrehen konnte. Das Wehr lag nur wenige Zehntmeter oberhalb des Mühlengebäudes. Es dürfte auch etwas Landwirtschaft dazugehört haben, denn bei der Verteilung des Billendorfer Lugs erwarb der letzte Besitzer Rieger auch eine Grundparzelle. Als Kind war ich mehrmals dort, denn wir ließen teilweise dort Getreide mahlen, der Besitzer Rieger und wohl 2 seiner Söhne sind mir in Erinnerung, fremde Hilfskräfte hatte er seinerzeit nicht. Zu meines Vaters Lehr- bzw. Gesellenzeit dürfte dort ein Mühlenbesitzer Hentschel (mit Vornamen vielleicht Gottfried) gewesen sein, davon hat Vater mehrfach erzählt." 

Helmut Bando berichtet: 

"Besitzer der Mittelmühle war Wilhelm Rieger, der aus der Guschauer Schmiede stammte. Diese Mühle war als Mahlmühle am besten in Betrieb und hatte nebenbei auch eine Landwirtschaft nebst Mühlteich. Wir Kinder haben in diesem Teich vielmals gebadet und das Schwimmen gelernt."

Laut Hans-Georg Rudolph wird Benjamin Hentschel 1810 als Mittelmüller und Besitzer auf dieser Mühle genannt, deren Wohnhaus und Mühle unter Ziegeldach lag, zwei Stock hoch, der untere Stock gemauert, der obere "geklebt" (Lehmfachwerk). Von 1816 bis 1819 nimmt er seinen Sohn Joh. Gottfried Hentschel in die Lehre. 1849 wird Gottfried Hentschel als Mittelmüller in Friedersdorf im Sorauer Kirchbuch genannt, als seine Tochter hier als Patin steht. 1891, den 20.05. nimmt Meister August Hentschel in Friedersdorf den Albrecht Neumann, Sohn des Müllermeisters Ernst Neumann aus Albrechtsdorf, in die Lehre. Am 24.05.1893 besteht dieser die Gesellenprüfung vor dem Prüfungsausschuss der Sorauer Innung und wird bei seinem Meister in Friedersdorf losgesagt. Es kann nur der spätere Rodstocker Müller gleichen Namens sein, der 1876 geboren wurde und demnach im 15. Lebensjahr seine Lehrzeit begann. 

Als letzter Meister auf der Mittelmühle wird Wilhelm Rieger genannt. Dieser stammte aus Guschau und wurde am 14.10.1873 geboren. Am 20.05.1891 bestand er seine Gesellenprüfung in Sorau vor dem Prüfungsausschuss der Innung. Er hatte seine Lehrzeit bei dem Meister Schreiber, Mühlenbesitzer in Guschau, absolviert. Die Mittelmühle führte die Hausnr. 92. 

Ergänzung zur Mittelmühle, März 2023

zur Mittelmühle wurden eine Zeichnung und einen Plan der Mühle sowie Fotos von Gebäuderesten und von einem Mühlstein aus der Mühle freundlicherweise zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Die Aufnahmen der Mauerreste liegen schon einige Jahre zurück. Die Mühle verfiel ab den 1980er Jahren. 

Der auf dem Plan dunkel gezeichnete Teil "Mlynarska" war die Mahlmühle, hell gezeichnet "Nieszwalna" das Wohnhaus, "Budynek" das Vieh- und Wirtschaftsgebäude, blau eingezeichnet am Bach "Mur Oporowy" ist die Stützmauer. 

Spaziergang Juni 2024 

auf unserem Spaziergang im Juni 2024 mit Krzysztof Ostrowski sind wir von Benau kommend an der früheren Baache entlang gegangen. Er zeigte uns, wo sich der frühere Mühlenteich zur Mittelmühle befand. Hier wurde das Wasser gestaut und bei Bedarf in den Mühlgraben geleitet. Auf dem Schematischen Plan von H.G. Rudolph gelb eingezeichnet. Blau eingezeichnet ist die Baache. 

 

Niedermühle

Aus den Unterlagen von Hans-Georg Rudolph ist zu lesen, dass ab 1784 bis 1797 die Innungsakten (Auszüge wurden von Margarethe Gebhardt gefertigt), den Meister Gottlob Kramer auf der Friedersdorfer Niedermühle nennen. Er stammte aus einer weitverbreiteten Müllerfamilie im Sorauischen. 1784 nimmt er seinen Sohn Joh. Gottlieb in die Lehre. 1797 erwirbt Johann Gottlieb Kramer auf der Friedersdorfer Niedermühle das Meisterrecht. 1810 wird erwähnt, dass des Niedermüllers Wohnhaus und Mühle unter Ziegeldächern befindlich sind. 1815 erwirbt Joh. Christoph Friedrich das Meisterrecht auf der Niedermühle, 1827 Johann Traugott Pöthke. 1925 wird Richard Behnke als Besitzer der Schneidemühle genannt. Das Mühlengrundstück trägt die Hausnr. 52. 

Alfred Neumann, Sohn des Müllermeisters aus der Rodstocker Mühle, berichtet: "In der Niedermühle wurde nur noch Holz geschnitten und wohl auch noch Getreide geschroten, nicht aber gemahlen", also ähnlich wie zuletzt in der Rodstocker Mühle. Das Wehr der Mühle lag ziemlich weit oberhalb, wohl einen halben Kilometer entfernt. In der letzten Zeit dürfte diese Mühle zusätzlich mit Motorkraft betrieben worden sein."

Helmut Bando schreibt dazu: "Die Niedermühle war ein Sägewerk mit Vollgatter, Wasserantrieb und elektrischer Schroterei. Ein Wehr staute das Wasser, das durch den Mühlgraben in den Mühlteich floß. Diese Mühle wurde gut in Betrieb gehalten. Vor Behnke war Klenke auf der Mühle."  Laut Innungsakten lässt Meister Klenke in Friedersdorf 1888, den 23.05., seinen Lehrling Jesche aus Linderode auslernen.

Das Wehr zur Niedermühle lag unterhalb vom Haus Nr. 72 an der Bache. 

Dezember 2023 - Ergänzung zu den Mühlenbesitzern

Aus alten Urkunden ist ersichtlich, dass die Niedermühle vor 1900 die alte Hausnummer 35 hatte. 1856 wird in der Chronik von H.G. Rudolph dort der Mühlenbesitzer Karl Helbig genannt.

In den Standesamt-Urkunden von 1875 war Friedrich Wilhelm Reckzeh der Mühlenbesitzer. Er wurde am 13.02.1883 ertrunken im Mühlgraben aufgefunden. Seine Ehefrau Auguste Pauline, geb. Lehmann heiratete um 1885 den Müller Wilhelm Adolf Klenke, der demnach bis 1925 die Niedermühle betrieb. 

Obermühle auch Branntweinmühle 

Am Weg von Benau kommend lag auf der rechten Seite ein Gehöft, das als „Branntweinmühle“, ebenfalls eine Wassermühle, bekannt war. Die Mühle lag im dort ziemlich tief eingeschnittenen Bachtal, das man dort "Schinsche" (auf dem Meßtischblatt "Schwedenschanze") nannte. Man erkannte nur an den alten Stauanlagen, daß dort einmal eine Mühle gewesen sein musste. 

Wie Herr Rudolph berichtet, gehörte diese Mühle zu den drei "möln", die 1381 im Landregister der Herrschaft Sorau gehörte. 1779 wurde als Besitzer Georg Heinrich Schreiber genannt, wahrscheinlich der Sohn des Vorgenannten, Johann Gottfried Benjamin Schreiber, erwirbt am 22.05.1793 auf der Friedersdorfer Obermühle das Meisterrecht. Ab 1816 erscheint Johann Gottlob Schreiber als Besitzer der Mühle, bis 1821 ist der Name Schreiber mit der Obermühle verbunden.

Die Amtlichen Sorauer Kreisblätter veröffentlichten am 18.01.1840 folgendes Inserat:       

 "Veränderungshalber bin ich gesonnen, meine in Friedersdorf gelegene Wassermühle, welche früher 1 Mahlgang, 1 Spitzgang und eine Brettschneide trieb, seitdem ich sie aber besitze habe ich solche in eine Wollspinnerei umgewandelt, und will diese Mühle mit den Kratz- und Spinnmaschinen oder auch ohne die Maschinen als Mahlmühle verkaufen.           gez. Friedrich Sterett"

Diese sogenannte "Branntweinmühle" war schon seit langem nicht mehr in Betrieb, jedoch das Wohnhaus und die Nebengebäude standen noch. 1925 wohnte hier die Arbeiterin Frieda Lehmann und der Rottenmeister Emil Müller. Besitzer war jedoch Hermann Lehmann.  Hausnr. 106

Ergänzung zur Obermühle, Januar 2024

aus der Chronik von Hans-Georg Rudolph

"1697 - Christoph Schneider, Obermüller zu Friedersdorf, verehelicht mit Dorothea Kroschwitz, erhält für diese Erbegelder aus der Droskauer Feldmühle 1697, 1701 und am 26.III.1715."