Straßensteine, Sühnekreuze

Straßenstein

Von Herrn Krzystof Ostrowski erhielt ich Ende März 2023 Aufnahmen von einem Straßenstein, einem Wegweiser aus dem Jahre 1847 an der Kreuzung von Nißmenau und Jehsen sowie ein Foto von seinem Standort. Der Weg nach Osten, rechts vom Standpunkt, führt nach Nißmenau, der Weg nach Norden, nach oben vom Standpunkt, nach Jehsen. 

Auf dem verwitterten Stein steht auf der einen Seite: Jehsen 1847  -  auf der anderen Seite: Nismenau und Christianstadt 

Die nebenstehenden Fotos wurden aus verschiedenen Blickwinkeln aufgenommen. 

 

 

 

 

Sühnekreuze

soll es in Friedersdorf nicht gegeben haben.

Bei einem Besuch 2019 in Gassen haben wir ein Sühnekreuz an der Kirche in Gassen fotografiert. 2022 haben wir bei einem Spaziergang durch Rodstock ein Sühnekreuz an einer Hauswand entdeckt. 

aus dem Mitteilungsblatt "Kirchspiel Witzen" Nr. 25 von Hans-Georg Rudolph über Rodstock und das Sühnekreuz, 1. Juli 1964  

"Dem Fremden, der aufmerksam unseren Ort durchwandert, wird sicherlich das "Sühnekreuz" aufgefallen sein, das hart an der Straße südlich der Wirtschaft Nr. 21 stand. Ursprünglich befand es sich im Garten dieser Wirtschaft, drohte schon beiseite geräumt zu werden, wurde jedoch als Kulturdenkmal unter staatlichen Schutz gestellt und blieb damit erhalten. Dieses eigentümliche Denkmal beschäftigte die Phantasie der Ortsbewohner und ließ Sagen entstehen, die die Setzung des Kreuzes in die napoleonische Besatzungszeit verlegten. Allein die stark verwitterte, altertümliche Form des 75 cm aus dem Erdboden ragenden Kreuzes weist in eine weitaus ältere Zeit. Wir dürfen annehmen, dass es altersmäßig dem 1488 gesetzten Reinswalder Sühnekreuz gleichkommt. Vielleicht steht dieses Kreuz sogar mit einem sagenhaften Ereignis in ursächlichem Zusammenhang, das von Mund zu Mund weitergereicht wurde.

Alte Leute wußten zu berichten, dass bei einem Raubritterüberfall auf das Dorf im darauf folgendem Widerstand der Bauern einer der Räuber mit der Schippe erschlagen wurde und in "Lange-Zechs" Garten verscharrt worden sei. Doch je aufgeklärter die Leute wurden, desto weniger glaubte man an die Wahrheit dieses Berichtes. Als nun die Feuersbrunst des Jahres 1884 "Lange-Zechs" Wohnhaus in Asche legte, musste neu gebaut werden. Bei den Ausschachtungsarbeiten wurde nun tatsächlich im Garten ein sehr großes Skelett freigelegt, dem die Stirn mit einem platten Gegenstand eingeschlagen war. Auf dieser Stelle hatte jedoch bereits das frühere abgebrannte alte Wohnhaus gestanden, von dem man zu berichten wusste, dass es einem früheren Besitzer gehörte, dessen Sohn Kammerdiener beim Grafen war. Als dieser für seine treu geleisteten Dienste einen Wunsch frei hatte, erbat er sich nun beim Grafen für seinen alten Vater Holz zum Neubau des abgebrannten Hauses. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt. - Schon seinerzeit legte man der Sage keinerlei Bedeutung mehr bei, umso mehr war man erstaunt, als sich herausstellte, dass eine uralte Überlieferung sich bewahrheitete. Der alte Tschacher Hermann, der selbst beim letzten Neubau half und Augenzeuge der Auffindung war, berichtete oftmals darüber. Die unmittelbare Nähe der Bestattungsstelle zum Kreuz und die Totschlag-Legende lassen vermuten, dass die Errichtung des Kreuzes mit dem Ereignis in Verbindung zu bringen ist." 

Märkische Sühnekreuze - Ein Beitrag zur Steinkreuzforschung - Quelle: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- u. Altertumsvereine 71.1923 S.32/ MDZ Münchener DigitalisierungsZentrum 

hier ist zu lesen: 

"Ursprünglich war die Setzung eines Sühnekreuzes bei Totschlägen rechtliche Vorschrift, wie aus einem Berliner Vorgang vom Jahre 1335 hervorgeht (Riedel, Codex Brand. A XII 489), scheint dann aber eine gewisse Freiwilligkeit geworden zu sein. Im 15. Jahrhundert, spätestens aber im 16. scheint die Sitte ganz abhanden gekommen zu sein. Von der Setzung eines Sühnekreuzes ist nicht mehr die Rede, schließt aber eine gelegentliche Setzung nicht aus. In viel späterer Zeit ist der Brauch aber ganz abgekommen und wurde im Volk durch die Sitte des sogenannten "Toten Mannes" ersetzt, eine Übung, die sich fast bis in die Gegenwart (also 1923) erhalten hat." 

Sorauer Heimatblatt 08/1997 zum "Toten Mann"

"Uralt ist die Sitte an Stätten, wo ein Menschenleben plötzlich dahingerafft wurde, ein sichtbares Zeichen zu errichten. Dafür findet sich in der Lausitz am häufigsten die Bezeichnung "Der tote Mann". 

Im Kreise Sorau gab es bis 1945 eine Reihe solcher Denkmäler am Wege. Unweit Sablath (Raudenberg) befand sich "Der tote Mann". Alte Leute haben noch den Reisighaufen gesehen. Jeder Vorübergehende warf einen neuen Zweig dazu. Hier wurde Mitte des 19. Jahrhunderts ein Wanderbursche tot aufgefunden."