-
-
-
Postkarte bei Marian Motyl 2018 abfotografiert
-
-
Friedersdorf ca. 1928 - 1930 Lieschen Henkel und Berta Dahn, aufgenommen im Schloßpark
-
Rößler-Eiche 1827 gepflanzt von Gustav Rößler, stand im Gutspark am Wehr, Foto von Herrn Jaenicke-Rößler
-
Gutshof Einfahrt im Hintergrund das Schloss, Foto von Herrn Jaenicke-Rößler
-
Teilansicht vom Schloss, Aufnahme 1935, Foto von Herrn Jaenicke-Rößler
-
Teilansicht Schloss mit Auffahrt, Foto von Herrn Jaenicke-Rößler
-
Säule auf dem Gutshof, Foto von Herrn Jaenicke-Rößler
-
ein Teil der Säule mit Löwenkopf, steht bei Marian Motyl im Museum
-
Pfauen auf dem Gutshof, Foto von Herrn Jaenicke-Rößler
-
Blick auf den Gutshof, Foto von Herrn Jaenicke-Rößler
-
Ochsengespann, Foto von Herrn Jaenicke-Rößler
-
Schäfer mit seiner Schafherde, Weg vom Schloss Richtung Bahnhof, Foto von Herrn Jaenicke-Rößler
-
Friedersdorf Gärtnerhaus, Aufnahme 1990 von Gisela Pfitzmann
-
1999 der frühere Eingang zum Schloß
-
2022 Zaun zum Schloß wieder errichtet
-
2019 Weg unterhalb vom Gut
-
2022 unterhalb vom Gut Richtung Gärtnerei
-
2022 alte Scheune und ehemaliges Schäferwohnhaus
-
2018 alte Gutsscheune, war 2022 abgerissen
-
2018 alte Gutsscheunen
Gut Friedersdorf
Der Gutshof lag aus Benau kommend auf der rechten Seite. Ställe und Scheunen begrenzten einen geräumigen Hof. An der Nordseite befand sich das „Schloß“, das Wohnhaus des Gutsbesitzers. Das Gutshaus war ein einfacher zweigeschossiger Bau des 17. Jhd. Hinter dem Gutshaus am Bach lag der Park mit altem Baumbestand. Das „Schloß“ wurde in den 70er Jahren abgetragen.
September 2023
Bei einem Treffen in Cottbus zeigte Herr Jaenicke-Rößler Bilder aus seinem privaten Fotoalbum von 1935. Mit seiner freundlichen Genehmigung dürfen die Fotos vom Gutshof und Teilansicht vom Gutshaus veröffentlich werden. Dafür danke ich ihm sehr. Überraschenderweise erhielt ich von Herrn Krzysztof Ostrowski weitere Fotos vom Schloß und dem Gut. Diese Bilder sind unter der Bildergalerie von früher und aus den 60er und 70er Jahren zu sehen.
Die Säule vor dem Herrenhaus trug einen großen Adler und diente als Brunnen, das Wasser lief in eine Schale..., so die Beschreibung von Frau Kohlschmidt, siehe unten. Auf dem Sockel der Säule war auf der rechten Fläche ein Löwenkopf, aus dem das Wassser sprudelte. Ein Fragment des unteren Teiles der Säule befindet sich im Museum von Marian Motyl, der den Löwenkopf ergänzt hat.
aus Unsere Heimat, 1. August 1932, Nr. 5
Schon vor 1400 saßen die Herren von Gablenz in Friedersdorf. Am 9. September 1432 belehnte Johann IV. von Biberstein seinen getreuen Heinrich von Gablenz mit Friedersdorf, welches mehr als 200 Jahre im Besitze dieser Familie blieb.
Im Jahre 1594 lag die Ehefrau des Hans von Gablenz auf Friedersdorf schwer krank darnieder. Sie wünschte den Prediger, der von Benau geholt werden musste. Bevor er kam, starb sie. Dies machte auf den Ehemann einen so tiefen Eindruck, daß er von Stund an den Wunsch hegte, einen Prediger am Ort selbst zu haben. Er gedachte Friedersdorf von Benau zu trennen und das Patronatsrecht zu erlangen. Als Hauptmann zu Sorau erreichte er seinen Zweck und bewirkte, daß das Vorwerk Jehsen zwecks Unterhalt des Predigers der Friedersdorfer Kirche einverleibt wurde. Als Patron gab er 500 Taler, von den der Prediger die Zinsen mit 30 Talern erhalten sollte.
Der erste Geistliche war der damalige Kaplan von Benau, Jeremias Günther, der 1595 in Friedersdorf Prediger wurde. Bis heute (1932) haben hier 24 Geistliche amtiert.
1599 stiftete Hans von Gablenz den Kirchenaltar. Das Andenken an den Stifter ist gewahrt geblieben. In der Vorhalle der Kirche ist er lebensgroß in voller Ritterrüstung, in Sandstein gemeißelt, dargestellt. Folgende Umschrift ist ihm gewidmet:
"Anno 1614 den 17. Dezember, morgens zwischen 3 und 4 Uhr, ist der edle, gestrenge und ehrenhafte Hans von Gablenz hier auf Friedersdorf in Gott selig eingeschlafen. Sein Alter war 40 Jahre. Gott verleihe ihm eine selige Ruhe und fröhliche Auferstehung zum ewigen Leben.“
In den vier Ecken des 2 Meter hohen Sandsteingebildes ist das kunstvoll gearbeitete Wappen der Familie von Gablenz dargestellt. Seine Gemahlin mit dem neugeborenen Kinde steht, in Stein gehauen, neben ihm.
aus Unsere Heimat, 1. November 1932, Nr. 8
Nach dem dreißig-jährigen Krieg (1618 - 1648) war das Gut Friedersdorf im Besitze der Herren von Gersdorf. 1683 wollte Christoph von Gersdorf die von Hans von Gablenz für die Pfarre gestifteten 500 Taler in ein Bauerngut umwandeln. Es geschah aber nicht. Im Siebenjährigen Kriege (1756 – 1763) wurde die hiesige Gegend durch kaiserliche und besonders durch preußische Truppen schwer heimgesucht. Von der Mitte des 18. Jhd ab war das Gut etwa 100 Jahre lang in den Händen der Herren von Wulffen. Leutnant Balthasar Friedrich Rudolph von Wulffen gab Michaelis 1801 der Kirche ein Bauerngut von einer halben Hufe zum Nießbrauch.
In den ersten Jahren des 19. Jhd kam durch Kauf das Gut an Herrn Rößler. Ihm folgte sein Sohn Carl Gustav Rößler, geb. 6. Juli 1803 und gestorben 26. Januar 1884. Dieser gab der Schule ein Legat von 1000 Talern mit der Bestimmung, daß die Zinsen alljährlich zu einem Kinderfeste verwendet werden sollen, das am 6. Juli, seinem Geburtstag, gehalten wird. Er erbaute auch das Erbbegräbnis der Herrschaft, ein gelber Backsteinbau auf dem Friedhof. Im Jahre 1854 ging das Gut in den Besitz des Herrn Jaenicke über, der Besitz führte seitdem den Namen Jaenicke-Rößler.
aus alten Urkunden
aus der Zusammenfassung von H.G. Rudolph - "Sorauer Tageblatt" vom 20./21.01.1934
Brandversicherungs-Catastrum des hiesigen Ritterguts und der Gemeinde Friedersdorf 1810
Zu damaliger Zeit bestand Friedersdorf noch aus Holzhäusern mit Stroh oder Schilf gedeckt. Die Häuser waren geklebt aus einer Masse von Stroh und Lehm. Am weitesten vorgeschritten war das Rittergut. Das herrschaftliche Schloß ganz massiv und mit Ziegeln gedeckt, zwei Stock hoch; das Gesindehaus nebst Branntweinbrennerei ebenso fest gebaut; ein Pferde-, Kuh-, Kälber- und Gaststall unter einem Dache, teils mit Ziegeln, teils mit Stroh gedeckt; ein Schafstall mit massivem Ziegeldach; die Schäferwohnung gemauert und ziegelgedeckt; die Brauerwohnung nebst Schankstube gemauert und mit Schindeln gedeckt; ein Wagenschuppen nebst Ochsenstall unter einem Dache mit Stroh gedeckt und geklebt; eine Flachsscheune mit Stroh gedeckt und geklebt; ein Schweinehof, an die Scheune anstoßend gemauert und mit Stroh gedeckt; ein Gewächshaus, massiv und mit Ziegeln gedeckt; ein Federviehhaus, massiv und mit Ziegeln gedeckt, und die Weinbergscheune mit Holz eingefüllt und mit Ziegeln gedeckt.
zum Gut
aus der Zusammenfassung von H.G. Rudolph schrieb Herr Jaenicke-Rößler an Herrn Bando:
"Ich kann mich darauf entsinnen, dass mein Vater immer sagte, dass unser Haus vor Jahren eine Kirche war und durch einen unterirdischen Gang mit dem Gutshaus von Nißmenau verbunden war, man vermutete den Einstieg hierfür in dem sogenannten Obstkeller, diese Stelle war auch anders vermauert. Die Annahme, dass unser Haus mal eine Kirche gewesen sein soll, ist nicht von der Hand zu weisen, da einige Zimmer mit Rundbögen an der Decke versehen waren.
Vor Jahren war eine Brauerei und später eine Brennerei vorhanden, daher hieß auch Scheune 6 Brauhaus mit anschließender Gastwirtschaft, wo das gebraute Bier verkauft wurde. Der Kartoffelkeller 10 war früher der dazu benötigte Eiskeller. Am Giebel war eine Kollonade, in welcher im Sommer der Ausschank des Bieres erfolgte. Bei meinem Vater war dieselbe der Unterstellraum für die Wagen des Scheckengespannes. Auf dem Weinberg soll vor Jahren eine Plantage mit Weinsträuchern gewesen sein.
Meine Frau, Frau Drews und meine beiden Kinder waren voriges Jahr in Friedersdorf gewesen, kamen aber wenig begeistert wieder hier an. Unser Haus ist weg, der Hof verödet, es steht nur noch die Schäferei, das Schweizerwohnhaus, der grosse Speicher, der Eiskeller, der Maschinenschuppen und das Gärtnerhaus. Ich selber bin noch nicht da gewesen, werde auch nicht hinfahren. Das Kleine Schloß steht, aber fragen Sie nicht wie es aussieht. Die Häuser an der Straße nach Benau und alle Feldscheunen sind weg, es steht aber das Haus von Fobe noch. Im ehemaligen Spargel haben sie ein neues Haus gebaut. Den Saarstein haben sie nach Sorau gebracht und steht auf dem ehemaligen Mühlplatz mit einer polnischen Inschrift. Die Kirche steht noch wird aber nicht gebraucht, auf dem Kirchhof ist kein Grab mehr auszumachen, der Glockenturm ist erhalten. Die Polen benützen die altlutherische Kirche, die sehr gut erhalten ist, einen Friedhof sollen sie sich an dem Weg nach Guschau angelegt haben. Die Häuser von Dorfanfang bis zur Kirche stehen wohl noch, das Pastorhaus ist das beste und ist Schule geworden. In der Mittelmühle ist ein Pole, der sehr gut deutsch sprechen kann. Die dicke Eiche am Wehr steht noch, diese hat Herr Rösler im Jahre 1827 gepflanzt, zur Erinnerung an seine Studentenzeit in Leipzig."
Frau Kohlschmidt, eine Cousine des letzten Gutsbesitzer Jaenicke-Rößler, beschreibt in ihrem Brief vom 30. VII. 1974 an Herrn Rudolph das ehemalige Gutsgebäude:
"Das Schloß ist total zerstört und der Schutt fortgeräumt. Der Hofteich wurde zugeschüttet, der kleine Garten vor dem Herrenhaus ist nunmehr verschwunden. Die Säule vor dem Herrenhaus trug einen großen Adler und diente als Brunnen, das Wasser lief in eine Schale und man konnte somit die Blumen in dem kleinen Garten vor der Auffahrt gießen. Alles ist zerstört bis auf die Leutehäuser, die von Polen bewohnt sind. Auch die Pumpe am Schafstall ist jetzt verschwunden, wie überhaupt im ganzen Ort keine Pumpen mehr vorhanden sind, denn die Polen haben wie in alter Zeit Ziehbrunnen daraus gemacht. Das Wasser wird also mit Eimern hochgezogen.
Vor dem Schloß standen zwei schöne große Linden. Ein Anbau an der linken Seite des alten Schlosses wurde 1906 durchgeführt. In diesem Anbau befanden sich oben das sehr schöne große Schlafzimmer des Ehepaares Jaenicke-Rößler, darunter im Erdgeschoß ein Salon und ein Billardzimmer.
Betrat man das Schloß durch einen Windfang mit einer zweiflügeligen, geätzten Glastür, so lag links gleich das Arbeitszimmer des Gutsherren, das eine gewölbte gotische Decke aufwies und von der Diele aus zu betreten war. Hinter diesem langgezogenen Raum lagen zum Park hin das Eßzimmer und ein kleines Wohnzimmer, wobei das Eßzimmer auch eine Tür zur Diele hin hatte. Die Diele war nicht groß, der Fußboden hatte Fliesen in gelb und schwarz, ziemlich ausgetreten. Rechts vom Windfang lag mit drei Fenstern der "Saal". An beiden Pfeilern zwischen den Fenstern standen Konsolen mit mehrarmigen Leuchtern, die bei Festlichkeiten die Tafel schmückten. An den beiden dem Eingang gegenüberliegenden Ecken standen große goldgerahmte Spiegel mit Konsolen. Um den Saal warm zu bekommen, wurden zwei Kachelöfen drei Tage vor der Benutzung geheizt. Im übrigen war es sehr feucht und muffig. Bei jedem Sonnenstrahl wurden die Fenster geöffnet, doch viel Sonne schien nicht hinein, da die großen Linden davor standen. Rechts vom Saal war ein sehr schöner Wintergarten als Anbau an das alte Gebäude.
Neben der Tür zum Saal vom Windfang aus gesehen, befand sich rechts die Treppe, die zum Oberstock führte, ziemlich breit jedoch alles ganz schlicht, weder Barock noch Rokoko, ein einfaches Geländer. Wappen oder alte Bilder waren nicht vorhanden, die Möbel entsprachen dem Geschmack der Jahrhundertwende. Hinter der Treppe lag an der Saalseite ebenfalls noch eine Tür, diese führte zu einem parallel zum Saal laufenden schmalen und weil zum Park hin gelegen ziemlich dunkelen einfenstrigen Zimmer. Dieses Zimmer hatte auch eine gewölbte Decke.
Vom Eingang geradeaus kam man in die Küche, die natürlich einen Ausgang zum Park hatte, dahinter sollen noch Räume für das Personal gelegen haben. Links von der Küche befand sich ein Eingang zum Keller mit Vorratsräumen. Der Boden ist dreistöckig gewesen, dieses wußte meine Cousine noch. Ob an der Wetterfahne irgendwelche Zeichen waren, wußte sie auch nicht mehr. Die Decken sollen teilweise sehr viel Stuck gehabt haben. Im ersten Stock des Schloßes lagen über den Wohnzimmern links die Schlafräume, das Bad und die Toilette. Das Wasser mußte immer mühselig hinaufgepumpt werden. Über dem Saal lagen auf der rechten Seite Gäste-Schlafzimmer.
Nun erzählte meine Cousine, das Schloß soll früher ein Kloster gewesen sein mit einem unterirdischen Gang zu einem Kloster in Nißmenau. Einer der Hofleute ist einmal mit einer Kerze ein Stück in den noch vorhandenen Gang gekrochen bis mein Onkel ihn zurückgerufen hat, dann ist der Gang zugemauert worden.
Die Eltern meines Onkels Jaenicke hatten das Gut von dem Junggesellen Rößler geerbt mit der Auflage, daß der Name Rößler weitergeführt werden und der Besitzer das Abitur haben mußte. Mein Onkel ist in der Sommerfelder Gegend geboren, auf dem Gut Kotsemke."