Sagen und Geschichten

Friedersdorfer Sagen 

mitgeteilt von Helmut Bando am 31. März 1973:

Goldschatz

Ein "Goldschatz" wurde einstmals auf einem mit vier Pferden bespannten Wagen transportiert und näherte sich dem Ort in Eile, da das Fuhrwerk verfolgt wurde. Um den Schatz nicht in die Hände der Feinde fallen zu lassen, wurde er auf einer moorigen Wiese versenkt. Seitdem heißt diese Wiese nun die "Kesselwiese", weil der Schatz in einem großen Kessel verborgen wurde. Diese vorgenannte Wiese lag auf Hentschkes Wirtschaft. 

Drachen

Es spielte auch der "Drachen" in Friedersdorf eine legendäre Rolle. Wer den Drachen hatte, dem ging es wirtschaftlich gut und demzufolge konnte man den Drachen nur bei wohlhabenden Bauern finden. Einst kam ein auswärtiger Besucher nach Friedersdorf zu seinen Verwandten. Wie es bei Bauersleuten nun so ist, es werden Stallungen und Haus gründlich angesehen und begutachtet. 

"Auf eurem Boden liegt ja ein Kalb", sagte der Besuch zur Hausfrau und wunderte sich darüber. "Ach, dies ist ja doch nur unser Hans", antwortete die Bäuerin. Doch dem Drachen gefiel diese Störung ganz und gar nicht und verärgert machte er sich auf und flog unter feurigem Getöse vondannen in Richtung zum Dorf und ließ sich nie wieder bei Hentschkes sehen. Es wird jedoch vermutet, dass er so weit nicht geflogen sei und sich auf den Witzener Wiesen in der Nähe der Heuscheune niedergelassen habe, denn dort wurde des Nachts häufig ein schwarzer Kater mit feurigen Augen gesehen, der die des Weges kommenden Leute in Angst und Schrecken versetzte, doch mit dem Pusterohr (dem Gewehr), wagte jedoch keiner auf dieses Untier zu schießen. 

Als Nahrung nahm der Drachen täglich frische, warme Milch zu sich. Auch glaubte man, dass er auf den Witzener Wiesen die dort weidenden Kühe selbst gemolken hat, die den nunmehr reichen Witzener Bauern gehörten. 

 

mitgeteilt vom Billendorfer Müller Robert Wuntke am 1. März 1959:

Die Großmutter seiner Ehefrau, eine geborene Martin aus Friedersdorf, erzählte immer folgende Geschichte: Als ihr Bräutigam in der Nacht von Brautschau kommend den Weg von Guschau nach Friedersdorf ging, erblickte er unterwegs kleine Männchen, die da umhersprangen und ihn lockten. Diese Männlein standen in Verbindung mit verborgenen Schätzen, hatten aber die böse Absicht, den Wanderer in die Irre und damit ins Sumpfige zu locken. 

Robert Wuntkes Schwiegermutter Ernestine Auguste Martin, geborene Fechner aus Jehsen, geboren im September 1871, erblickte als Kind dortselbst einen Feuerschweif auf das Gehöft zufliegen und lief erschreckt und entsetzt ins elterliche Haus hinein, um die Eltern herauszuholen und ihnen diesen Feuerschweif zu zeigen. Der Feuerschweif flog geradewegs übers Gehöft nach Friedersdorf zu, doch als die Eltern herauskamen, war die Erscheinung bereits vorbei. 

Erscheinungen im Wald nach Guschau

Edelgard Wilhelm, geb. Britze geb. 1907, berichtete 1974:

"Nun komme ich auf die Erscheinungen im Wald nach Guschau zurück. Es soll Wahrheit gewesen sein, hat mir meine Mutter erzählt. An den Wällen im Wald ist früher Mühlsdorf gewesen, es wurde im 30-jährigen Krieg eingeäschert, die Leute sollen alle erschlagen worden sein. Nun ging die Sage, daß die Seelen der Toten dort nicht zur Ruhe kämen. Mein Großvater Christian Hentschke hat das Phantom selbst erlebt. Es war ein furchtbares Rauschen, welches mein Großvater bis nach Hause verfolgte, das Fohlen, welches neben seiner Mutter, dem Kutschwagenpferd, herlief, hat sich ganz eng an das Mutterpferd gedrückt. Ein anderer Augenzeuge hat erzählt: Als er von Guschau in der Nacht von seiner Braut kam, hat er die Erscheinung vom feurigen Kasten gesehen. Es haben zwei Männer mit einem feurigen Kasten an dem Weg, wo "Mühlsdorf" lag, gestanden. Der eine Mann hat gesagt "Komme her!", der Andere "Gehe hin!". Der Mann hat aus Angst die Aufforderung nicht befolgt. Er ist darauf schwer krank geworden von dem Schreck."

Bräuche

Frau Edelgard Wilhelm schrieb am 23. Oktober 1974 an H.G. Rudolph

Mit den Bräuchen kann ich nur wiedergeben, was meine Mutter, Ernestine Hentschke verehelichte Britze, an langen Abenden manchmal erzählte.

Wenn es zur Christnacht läutete, wurden die Obstbäume mit Flegeldrusch-Strohseilen umbunden, auf dass es im nächsten Jahr eine gute Obsternte gäbe.