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Ausschnitt Messtischblatt
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Luftaufnahme von Friedersdorf - Sommer 2006
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Friedersdorf, Darstellung der Gehöftlage von Hs 50 bis Hs 101, von H.G. Rudolph, Quelle Stadtarchiv Forst (Lausitz)
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Friedersdorf Gehöftlage von Hs 86 bis zur Benauer Grenze Hs 113, von H.G. Rudolph, Quelle Stadtarchiv Forst (Lausitz)
Der Ort Friedersdorf
Friedersdorf im Kreis Sorau war und ist ein langgestrecktes Straßendorf mit drei gleichlaufenden Wegen, liegt ca. 11 km nördlich von Sorau in der Niederlausitz, umgeben von Wiesen, Wäldern und Dünen, durch den Ort fließt idyllisch ein Bach.
1932 schrieb der damalige Lehrer und Kantor Ferdinand Mettke in dem Bericht „Unsere Heimat“ im Sorauer Tageblatt, dass Friedersdorf nachweislich 1350 in einer Urkunde von Ulrich III. von Biberstein erwähnt wurde. Weiterhin schreibt er, dass die Slaven ihre Siedlungen an fließenden Gewässern in Form eines Straßendorfs bauten. Aufgrund dieser Tatsachen und Funden zwischen Friedersdorf und Benau an Ringwällen am Bach gelegen, muss angenommen werden, daß Friedersdorf eine slavische Siedlung gewesen ist.
1846 gehören zu dem Pfarrdorf Friedersdorf ein Vorwerk, 4 Wassermühlen, 1 Windmühle, die Buschschänke und die Teichhäuser, eine evangelische Kirche, 125 Häuser und 740 Seelen. Die nächste Postanstalt ist Sorau.
Um 1860 zählt der Ort zwei Kirchengemeinden, eine evangelische und eine alt-lutherische, 139 Häuser, 797 Einwohner, zwei Wassermühlen, die Buschschänke und die Teichhäuser.
Am 1. Dezember 1871: 122 Wohngebäude, 769 Einwohner, darunter 34 Analphabeten; der Gutsbezirk hatte 8 Wohngebäude, 43 Einwohner, darunter 5 Analphabeten. Gegen 1867 hat sich 1871 die Einwohnerzahl des Gutsbezirks um 35 verringert, die des Dorfes um 42 vergrößert.
1934 wurde eine Viehzählung abgehalten in 173 Haushalten. Im Sorauer Tageblatt vom 11.01.1940 werden 509 Einwohner ohne Wehrmachtsangehörige genannt. Der Dorfplan von 1945 weist 113 Häuser aus, ca. 30 – 40 Häuser wurden im II. Weltkrieg zerstört.
Neben der Landwirtschaft und der Leinenweberei gab es im Ort Bäcker, die auch Lebensmittel verkauften, Fleischer, einen Obsthandel, der auch Butter und selbstgepflückte Heidelbeeren in Sorau auf dem Markt verkaufte, eine Käsehandlung, einen Spargelbauern und viele Handwerkerbetriebe wie Maurer, Schmiede, Schuhmacher, Tischler und Stellmacher, Schneider, einen Friseur, eine Hebamme und eine Heilkundige. Bekannt und auf Postkarten abgebildet wurde die Bäckerei Martin als „Treppenbäcker“ und die Bäckerei Alfons Martin, später Assmann, die an Sonntagen auch Schallplattenkonzerte im Garten bei Kaffee und Kuchen anbot. Es gab sogar eine Musikalienhandlung Pfitzmann und eine Fahrradhandlung, dort wurden auch Fotoaufnahmen gemacht. Wurden andere Dinge gebraucht ging man zu Fuß oder fuhr mit dem Fahrrad nach Benau, Gassen oder Sorau.
zu Friedersdorf aus "Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg
- Kreis Sorau und Stadt Forst" Berlin 1939 - Quelle Archiv Forst 2018
-Abschrift -
"Friedersdorf - 11 km nördlich von Sorau. Reihendorf mit drei gleichlaufenden Wegen.
In der Kolonisationszeit des 13. Jhd. vermutlich deutsche Umgestaltung der Dorfanlage- und -flur. Ulrich von Pack schenkte 1350 dem Sorauer Niederhospital u.a. 17 Scheffel Roggen von der Mühle in "Vredrichstorff".
Nach dem Landregister der Herrschaft Sorau von 1381 zählte "Frederistorff" 26 Hufen und 1 1/2 Ruten, ohne das Vorwerk, das nebst 14 Hufen des Dorfes im Besitz der "Klobicynne" (Frau v. Glaubitz*) war. Besitz hatten ferner dort Nitze v. Wiedebach, Nitze Langenau, die Kranchinne (Frau v. Kranch; die Familie Kranch kommt damals auch in Liegnitz vor*) und der Spitalmeister von Sorau (eine Mühle!) (der eine Mühle bzw. Zinsen davon besaß. Angeblich hatten auch noch die v. Billerstein dort Lehnbesitz laut Berghaus, Landbuch III *).
Vasallendorf der Herrschaft Sorau. Ulrich v. Biberstein belehnte 1420 die Brüder Albrecht und Hans "dy Langenaw" mit 2 Hufen in F. (Hirtz-Helbig 524). 1432 belehnte Johann v. Biberstein Heinrich v. Gablenz mit F., dem Wenzel v. B. 1442 eine von seinem Vater gemachte fromme Stiftung verkaufte (Hirtz-Helbig 741). Vor 1494 besaß Kaspar v. Jauernitz 2 Bauern in F. 1494 Balzer v. Zabeltiz (? so v. Mansberg IV 332) mit Dorf und Vorwerk F. im Weichbilde Sorau belehnt.
1508 erscheint Hans v. Unwürde zu F. Die v. Gablenz lassen sich bis 1680 in F. nachweisen, seit 1683 erscheinen die v. Gersdorff bis um 1750, dann die v. Zajonscheck, v. Sack, v. Wulffen 1803, danach bürgerliche Besitzer. Um 1800 zählte Friedersdorf 19 Bauern, 12 Gärtner, 28 Häusler. Bis 1594 Tochterkirche von Benau, seitdem Pfarrdorf (eingekircht Jehsen). Pfarrerliste seit 1595. 1599 Stiftung des Altars durch Hans v. Gablenz."
s. auch die unten angefügte Datei "von Gablenz"
* Ergänzungen aus "Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer Band II Kreis Sorau" von Götz Freiherr von Houwald
laut Freiherr von Houwald "verkauften die Brüder Dallwitz Friedersdorf am 12.12.1798 für 30.000 Rthl. an Balthasar Friedrich Rudolf v. Wulffen, der es jedoch schon am 31.10.1803 für 59.000 Rthl. an den Stadtrichter und Advokaten Friedrich August Rössler veräußerte. Der Kaufvertrag wurde d.d. Sorau 21.1.1804 confirmiert und Rössler erhielt am 25.2.1804 Lehnbrief über Friedersdorf (beide Anteile).
Er starb am 16.7.1828 unter Hinterlassung von zwei Söhnen Carl Gustav und Ludwig Wilhelm Plato, welche d.d. Frankfurt a.O. 20.4.1830 belehnt wurden. Carl Gustav allein wurde am 8.3.1849 belehnt. Er war Wege- und Feuerpolizeikommissar (H.Berghaus, Landbuch, III, S. 697; Ad.Frantz S.102) und wird noch 1863 als Besitzer der Anteile I und II (zus. 958 M) genannt. Friedersdorf wurde am 1.9.1874 allodifiziert (das Lehngut wurde in freies Eigentum verwandelt).
1914/1929 umfaßte das Fideikommiß Rittergut Friedersdorf 340 ha und gehörte dem Major d.L.a.D. Arthur Jaenicke-Rössler; daneben gab es in der Gemarkung noch sechs kleine Güter zwischen 30 und 98 ha (Niekammer, Jg. 1914, 1929). "
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Dorfrichter, Gemeindevorsteher, Schöffen in Friedersdorf
1798 Johann Heinrich Bräuniger, Richter in Friedersdorf
1867 Dorfrichter Förster
1872 Dorfrichter Lehmann
1878 Carl Lehmann, Gemeindevorsteher
1881 Gemeindevorsteher Schulz, als Standesbeamter Lehrer Herzog
1882 Wahlvorsteher Jänicke, Rentier
sein Stellvertreter ist der Gemeindevorsteher Schulz
bis 1922 Ernst Schulz Gemeindevorsteher und Standesbeamter - Haus 55
Angaben aus der Zusammenfassung von H.G. Rudolph
1922-1944 Wilhelm Heinze Gemeindevorsteher und Standesbeamter - Haus 14
1928 Amtsvorsteher Jaenicke-Rößler - Sorauer Tageblatt 01.12.1928
1930 Wahl des Gemeindevorstehers und der Schöffen - Sorauer Tageblatt 18.02.1930
Gemeindevorsteher Wilhelm Heinze
Schöffen Guts- und Gasthofbesitzer A. Heinrich,
Bauerngutsbesitzer G. Spielberg, Maurer und Häusler O. Neumann
1934 zum Gemeindeschulzen wird der bisherige Gemeindevorsteher
Wilhelm Heinze auf 12 Jahre berufen - Sorauer Tageblatt 03.10.1934
zum 1. Schöffen Erbhofbauer Gustav Spielberg
zum 2. Schöffen Werner Jaenicke-Rößler
1944 gibt Wilhelm Heinze sein Amt ab, Otto Aisch wird Bürgermeister in Friedersdorf
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Einen Blick in die Dorfgeschichte vermitteln auch die Schulchroniken von 1938 bis 1945, aufgeschrieben vom damaligen Lehrer Kahlow, als pdf-Dateien zu finden unter dem Ort Schule.
Im Sorauer Heimatblatt 02 1981 erinnert sich Gretel Noll an ihre Zeit in Friedersdorf, die sie 1923 dort als 13jährige aus Hamm mit der Kinder-Landverschickung verbrachte.
März / April 2023
Nach Anfrag im Stadtarchiv Forst (Lausitz) im März 2023 wurde dort in der "Sorauer Sammlung" eine "Schematische Darstellung der Gehöftlage" von Friedersdorf Kreis Sorau bis 1945 gefunden. Sie wurde 1973 von Hans-Georg Rudolph in Zusammenarbeit mit ehemaligen Friedersdorfern erstellt.
Diese Zeichnung ist zur Veröffentlichung freigegeben und nebenstehend abgebildet.